Innere Arbeit
„Was kann ich tun, um zu meinem Selbst zu erwachen?“
„Erlerne die Kunst des Tuns im Nicht-Tun.
Das Tun ist Innere Arbeit.
Das Nicht-Tun ist Meditation.“
Um den Weg der Entfaltung der Seele zu gehen, dazu bedarf es zunächst „bewusster Anstrengungen“ (Gurdjieff). Damit ist eine Innenkehr gemeint, eine Drehung der Aufmerksamkeitsrichtung um 180 Grad. Sie initiiert das Beschreiten eines nach innen gerichteten, eines inneren Weges – die Innere Arbeit. (vgl. dazu: OM C. Parkin, Intelligenz des Erwachens, advaitaMedia, 3. Aufl. 2019, S. 196)
Alle Menschen suchen, doch wenige suchen wirklich in der Welt, die wir innen nennen. Weisheitslehrer aller Zeiten und aller Traditionen eint der Fingerzeig auf das innere Tor. Nur wer durch das innere Tor schreitet, vorbei an den Wächtern, die ihn prüfen, findet Glückseligkeit. Eine Glückseligkeit, von der die Meister berichten, nicht zu verwechseln mit dem vergänglichen Glück menschlicher Liebe oder anderer (vorübergehend) erfüllter Wünsche. Eine Glückseligkeit des SEINS. Eine Glückseligkeit, die weder kommt noch geht, weil sie ein innewohnender ‚Geschmack‘ realisierter menschlicher Natur ist. Selbst während schmerzhafter Erfahrungen verliert der sich seiner selbst bewusste Mensch nicht mehr diesen latenten ‚Geschmack‘. Alle bewussten Anstrengungen des inneren Weges, die in reiner Absicht geschehen, legen früher oder später diesen ‚Geschmack‘ frei.
„Innere Arbeit geschieht zwischen Tun und Lassen.
Sie ist das Nicht-Tun, in dem alles geschieht, das Werk des göttlichen Selbst“
OM C. Parkin
Innere Arbeit als die kleine Selbsterforschung (Große Selbsterforschung, siehe auch Ewige Philosophie), sie ist auch ein Einstieg in das Labyrinth: Das Labyrinth der Zeit, das Labyrinth der Geschichte. Ein Labyrinth bestehend aus geistigen Konzepten, Identifikationen, welche dieser Ich-Geist gebildet und vernetzt hat. Geistige Konzepte in Form von Selbst- und Weltbildern, Vorstellungen, Urteilen, Emotionen usw.. Wer ein Labyrinth betritt, muss wissen, was er dort will, sonst läuft er Gefahr sich darin zu verlieren. Das ist wahrscheinlich die größte Falle Innerer Arbeit, das Sich-Verlieren im Labyrinth des Geistes, die Landung, die Re-Identifikation mit diesem Geist, dem Nicht-Ich. Verweilt jedoch der Selbsterforscher in dem Bewusstsein der der Erforschung dessen, was er nicht ist, so kann sich diese verengte geistige Welt in das Stille Herz des Nicht-Wissens öffnen. Diese Öffnung, dieses Verbrennen des Ich-Geistes nennen viele Weisheitstraditionen den kleinen Tod.
Die einzige mögliche Haltung, um diesen inneren Transformationsprozess zu begleiten, ist die meditative Haltung. Meditation ist die innere Kunst des Nicht-Tuns, das stille und absichtslose Gewahren eines Geschehens, welches nur einen Grund kennt: das Bewusstsein selbst. „Don‘t touch the story.“ Dies war einer der wichtigsten Lehrsätze meiner Lehrerin Gangaji für mich.
So sind das Tun und das Nicht-Tun auf dem inneren Weg zusammengekommen und haben sich vereint zum Tun im Nicht-Tun. In dieser Haltung geschieht die Innere Arbeit des Weges in Meditation. Wenn mich also ein Schüler fragt: „Was muss ich tun?“, so antworte ich: „Nichts“. „Aber du sagst, ich muss meine Arbeit tun.“ „Nein, du tust sie nicht. Aber du stellst ihr nichts in den Weg, so dass sie geschieht“.
Aus dem Leitfaden innerer Schulung von OM C. Parkin, Enneallionce – Schule für Innere Arbeit 2013
„Innere Arbeit ist die zunehmende Verfeinerung der Wahrnehmung durch Verlagerung der Aufmerksamkeit. Wenn die Aufmerksamkeit mit dem Feinsten des Feinen, dem Bewusstsein selbst, verschmolzen ist, dann existiert kein Schlaf mehr. Denn der Schlaf entsteht letztlich durch den inneren Griff zum Groben.“
OM C. Parkin